Text: Ute Korinth
Fotos: Original Beans

SCHOKOLADE IM EINKLANG MIT DER NATUR

EIN KOLUMBIANISCHER STAMM & EINER DER BESTEN KAKAOS DER WELT

„Mich treibt an, mit diesem Produkt die Welt zu retten oder sie zumindest ein bisschen besser zu machen“, sagt Jan Schubert, seines Zeichens Super-Taster und Kakao-Jäger für die nachhaltige Schokoladenmanufaktur „Original Beans“.

Wenn er von dem Stamm der Arhuaco und dem seltenen Bunsi-Kakao redet, gerät er ins Schwärmen. Kein Wunder, denn in der kolumbianischen Sierra Nevada de Santa Marta wächst nicht nur eine der edelsten Sorten, sondern das Gebiet besticht auch durch seine unglaubliche Biodiversität. Die Arhuaco selbst, die vor vielen Jahren in die Berge vertrieben wurden und erst seit circa 40 Jahren wieder an der Küste leben können, bezeichnen die Sierra mit den schneebedeckten Bergen, dichtem Regenwald, über 700 Flüssen, Meeresschildkröten, Faultieren, Korallenriffen und Kolibriarten selbst als „Herz der Welt“. Sie sehen es als ihre Aufgabe an, alles im Gleichgewicht zu halten. Denn für sie ist die Welt ein lebendiger Körper, in dem alles untrennbar miteinander verbunden ist.

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Außen runzlig, innen köstlich

Und genauso gehen sie auch damit um. Früher haben sie Kakao getrunken, um die Weisheit zu erlangen, die sie dazu befähigt, in den Flow mit der Natur zu kommen. Heute lassen sie die alte Kakaokultur wieder aufleben, die vor vielen Jahren beinahe komplett ausgelöscht wurde. Zum Glück haben einige der uralten Bäume überlebt. Die Arhuaco haben sie Businchari getauft – was soviel bedeutet wie Neuanfang. In der Gruppe des Businchari Kakaos gibt es eine ganz besonders seltene Art, den weißen Bunsi. Ursprünglich wurde er oft für krank gehalten, weil die Frucht besonders hässlich, runzlig und ungewöhnlich weiß ist. Mittlerweile heißt es sogar, dass die Sierra Nevada de Santa Marta der Geburtsort des berühmten Criollo Blanco Kakaos sein könnte. Eines steht jedoch auf jeden Fall fest. „Bunsi Kakao ist einer der letzten puren Criollos, die existieren“, sagt Jan Schubert, der oft auch als Dr. Bohne bezeichnet wird. „Da es nur noch wenige hundert Bäume davon gibt, versuchen wir, diese wiederzufinden und neu anzubauen. Ich gehöre zu den ganz wenigen Menschen, die Bunsi bisher wirklich probiert haben“, sagt er weiter und schwärmt vom sehr milden, nussig-caramelligen Geschmack.

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Verpackung sorgt für Vertrauen

Aber wie ist es eigentlich zur Zusammenarbeit gekommen? 2015 ist Jan Schubert der Einladung seines Kollegen Carlos von Cacao Hunters/Cacao de Colombia gefolgt. Das war nicht nur der Beginn der Partnerschaft zwischen Original Beans und Cacao Hunters, sondern auch der einer Entdeckungsreise in die Sierra. Auch für erfahrene Kakao-Experten wie Jan Schubert ist es eine große Ehre, in die Dörfer der Arhuaco eingeladen zu werden und deren spirituelle Führer zu treffen. 2015 war es soweit. Bei dieser Zusammenkunft erzählte er dem Dorfältesten Mamo Kamilo, dass Original Beans sich für die Herstellung klimapositiver Schokolade einsetzt und dabei zum Schutz ihrer Ursprungsorte beiträgt. Besonders beeindruckt zeigte dieser sich jedoch von der kompostierbaren Verpackung. Ein Restzweifel blieb und so testete der Älteste selbst, ob nach drei Monaten wirklich nichts mehr zu sehen sein sollte. Er vergrub die Verpackung in der Erde, wartete ab und ließ seinen Mitarbeiter Hernan drei Monate später wieder Kontakt zu Jan Schubert aufnehmen. Das war der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit und köstlicher Schokolade.

Für die Arhuaco verkörpert jeder einzelne Baum einen Geist, der respektiert werden muss. Das nahm sich Jan Schubert zu Herzen. Gemeinsam legten Sie Probefelder an, die als so genannte Edelkakao-Bibliotheken dienen und zeigten den Arhuaco unter anderem, wie Kakao am besten nachhaltig und achtsam im Schatten angebaut wird. Hybridsorten wie auf dem Weltmarkt oft üblich, lehnen die Arhuaco komplett ab. Diese passen nicht in die Vision vom nachhaltigen Anbau und stehen nicht im Einklang mit der spirituellen Führung der Mamos.

Kostbar und unvergleichlich gut

Und so wächst der Kakao nun an der Küste und am Rand des Gebirges. Noch auf der Farm werden die Früchte geöffnet, die Bohnen herausgenommen und in Plastiksäcken verstaut. Bis zu 13 Stunden dauert anschließend der Transport der frischen Kakaobohnen auf Eseln bis ins Trocknungszentrum. Dort werden diese bis zu sieben Tage in hölzernen Boxen fermentiert und anschließend getrocknet. Um die Arhuaco zu unterstützen und den Wert des einzigartigen Kakaos und die damit verbundene Arbeit wertzuschätzen, zahlt Original Beans mehr als den doppelten Weltmarktpreis. Cacao de Colombia ist dabei das Bindeglied zwischen den Arhuacos und Jan Schubert, die gemeinsam mit zwei NGOs geholfen haben, ein eigenes Ankaufzentrum aufzubauen. Dadurch, dass sich alle Produzenten und Bauern zu einem Verband zusammengeschlossen haben, sind nun keine Zwischenhändler mehr nötig.

Wer diesen Vorgang überdenkt, dem dürfte nicht nur klar werden, wie kostbar und aufwändig die Produktion ist, sondern dass auch der hohe Preis für die schließlich hierzulande von Original Beans verkauften Tafeln ist, die zu 82% aus dem wertvollen Arhuaco Kakao hergestellt werden. 14 Kilo Bohnen führen zu 12 Kilo Schokolade. Jede Familie der Arhuaco besitzt ungefähr zwei Hektar Land.

Waldfreundlicher Anbau und Erhalt der Natur

Und dabei ist das Ziel der Arhuaco nicht etwa der Profit, sondern Reinheit, Erbe und territoriale Selbstbestimmung. Das Geld, das durch den Kakao erwirtschaftet wird, fließt zum Beispiel in Bildung und den Erhalt der Natur. Zudem hilft der Kakao, die Geschichte der Arhuaco zu transportieren – ganz modernes Storytelling in uralter Tradition quasi.

Original Beans passt prima in diese Tradition. Nicht nur, dass „Jede Tafel: Ein Baum“-Programm hilft dabei, sondern unter anderem auch der Auau von Baumschulen, die Schulung der Bauern in waldfreundlichem Anbau, das Pflanzen neuer Setzlinge und der Auau des Fermentations- und Trocknungszentrums. Dass auf Kinderarbeit komplett verzichtet wird, versteht sich von selbst.

Ein Bio-Zertifikat, das als fast unmöglich galt

Und wie geht es nun weiter? „Unser Ziel ist es, auch in Zukunft die komplette Ernte der Arhuacos zu einem Fixpreis abnehmen zu können. Dazu benötigen wir unbedingt die Bio-Zertifizierung, die wir nach zwei Jahren harter Arbeit nun bekommen haben. Und das, obwohl das anfangs nahezu unmöglich schien“, erzählt Jan Schubert. Das bedeutet, dass die Ernte des Kakaos in 2020 schon Bio-zertifiziert ist und 2021 dann auch die Schokolade. Zudem sollen zukünftig die GPS- und viele weitere Daten der alten Bunsi-Bäume erfasst werden, damit diese alten Bestände vermehrt werden können. Diese „Kopien“ der Ur-Kakao- Bäume stehen dann quasi unter Beobachtung, mit dem Ziel, auf Dauer die besten herauszufiltern.

Und auch die Kunden von Pott au Chocolat Kunden werden voraussichtlich bald in den Genuss dieser besonderen Kakao-Art kommen. Die Partnerschaft mit Original Beans besteht schon seit Jahren und in naher Zukunft wird auch in Dortmund von der Bohne bis zur Tafel selbst produziert. Bean to Bar, heißt es so schön und bedeutet, dass die Bunsi- Bohnen dann auch in einer eigenen Kreation von Pott au Chocolat verarbeitet werden.