Text: Ute Korinth

KANN KAKAO DENN SÜNDE SEIN?

SCHOKOLADE ALS SUPERFOOD

Was ist das eigentlich, dieses Superfood, von dem alle reden? Im Oxford English Dictionary lautet die Definition „nährstoffreiches Lebensmittel, das als für Gesundheit und Wohlbefinden besonders förderlich erachtet wird“. Seit einiger Zeit geistert dieser Begriff durch Supermärkte, Fachzeitschriften und Fernsehsender. Eigenschaften wie die Stärkung des Immunsystems, das Aualten des Alterungsprozesses, das Verursachen von Glücksgefühlen und weitere werden auf einen besonders hohen Vitamingehalt, Antioxidantien oder Mineralstoffe zurückgeführt. Doch wurde dieser Begriff größtenteils mit Obst und Gemüse in Zusammenhang gebracht. Die gute Nachricht lautet: Auch Schokolade gilt als Superfood.

Wer nun allerdings, von dieser freudigen Botschaft beflügelt, beherzt zu Schokoriegel und Co greift, sollte sich nicht nur bewusst sein, dass er eine oft zucker- und kalorienreiche Köstlichkeit genießt, sondern auch, dass es darauf ankommt, welche und wie viel Schokolade kredenzt wird.

Gut für die Gehirnzellen

In der Tat ist es so, dass Serotonin dem Gehirn hilft, Glücksgefühle zu erleben. Ohne diesen Stoff wird der Mensch depressiv. Durch das Essen von Schokolade wird eben dieses gebildet, der Blutzuckerspiegel steigt an und schon gibt’s unbegrenzte Happiness? Nicht ganz. Denn Kakaobohnen enthalten zu wenig so genanntes Phenylethlyamin, das für eben diesen Anstieg des Serotonins sorgt. So kann der Genuss von vor allem dunkler Schokolade zwar einen kurzen Effekt haben und auch die Stimmung heben, doch verebbt dieser sehr schnell wieder. Auch die Durchblutung des Gehirns ist für einen gewissen Zeitraum stärker, was zu erhöhter Konzentration führen kann.

Zudem enthält Kakao besonders viele Flavanoide, die im Körper freie Radikale in den Zellen unschädlich machen können. Man kennt diese Stoffe auch zum Beispiel von grünem Tee, in dem sie ebenfalls enthalten sind. Die Flavonoide sind es auch, die die Hormonausschüttung blockieren und dafür sorgen, dass der Mensch zwar Stress spürt, jedoch gelassener reagieren kann.

Schokolade als Zahnpflege?

Ebenso gibt es momentan zahlreiche Berichte dafür, dass Schokolade antikariös wirkt, also gut für unsere Zähne ist. Ja, richtig gelesen! Schokolade bekämpft durch ihre natürlich enthaltenen Chemikalien orale Bakterien und Plaque. Zudem kann sie Mikroorganismen neutralisieren und so einen schlechten Atem verhindern. Doch das stimmt leider auch nur zum Teil. Denn sobald der Schokolade irgendeine Form von Zucker beigemischt wird, was der Fall ist, wenn diese nicht zu 100% Kakao enthält, kann sich diese Wirkung ins Gegenteil umkehren. Denn zu viel Zucker ist ja, wie wir alle wissen, nicht wirklich gut für unsere Kauleiste.

Übrigens enthält Milchschokolade oft sehr viel mehr Zucker als dunkle Schokolade. Der größte Übeltäter jedoch ist die weiße Variante. Die hat – bis auf den sofortigen Genuss – keine positive Wirkung auf die Gesundheit des Körpers.

Schon die Mayas liebten Kakao

Schokolade, ober besser die Kakaobohne ist folglich tatsächlich gesund und wurde schon zu Maya-Zeiten den Priestern als Kräftigung für Nerven und Immunsystem verabreicht, jedoch besonders in reiner Form. Die geröstete ganze oder zu so genannten Nibs zerkleinerte Kakaobohne kann also durchaus wirksam sein. Aber eben nur ohne oder mit extrem geringer Zuckerkombination. Dann allerdings kann sie sogar diätfördernd wirken, weil die hohen Bitteranteile den Speichelfluss unterbinden und das Hirn als Folge denkt, es sei satt. Außerdem enthält der Kakao Catechine, die den Stoffwechsel ankurbeln und Antioxidantien, die den Blutzucker regulieren. Auch Magnesium. Calcium, Eisen und ungesättigte Fettsäuren sind gesunde Bestandteile der Kakaobohne.

30 Gramm pro Tag

Was also tun, um das schokoladige Superfood bestmöglich zu nutzen? „Wir müssten täglich 30 Gramm reinen Kakao verzehren, um die positiven Effekte voll zu spüren“, sagt Manfred Glatzel. Marielis Langehenke ergänzt schmunzelnd: „Immer, wenn ich unserer Pralinentheke vorbeigehe, ist das ein bisschen wie das Bermudadreieck. Ich bin gefangen und kann nicht ohne zu kosten weitergehen. Ich schaffe die 30 Gramm pro Tag spielend. Nur leider nicht ohne Zucker…!“

Übrigens, auch äußerlich angewendet hat Kakao positive Wirkungen. Cellulite, Fältchen und trockene Haut lassen sich mit Produkten, die einen sehr hohen Kakaoanteil haben, bekämpfen. Sie fördern den Fettabbau und die Durchblutung. Für das Glätten der Haut sind die Polyphenole verantwortlich, für den verlangsamten Alterungsprozess die Antioxdantien. Ist Schokolade also nun das neue Superfood? Bewusst, in der richtigen Menge und in reiner Form konsumiert, kann mit Obst und Gemüse auf jeden Fall locker mithalten.