Text: Ute Korinth
Fotos: Original Beans

EDELKAKAO ALS NATURSCHATZ AUS DEM NEBELWALD

NACHHALTIG, PERSÖNLICH & ZIEMLICH LECKER

„Ein Dorf, 17 Familien. Und alle sitzen bei jedem Meeting mit am Tisch. Wir kaufen 100 Prozent der Ernte auf“, sagt Jan Schubert, Kakaoexperte bei Original Beans. Die Rede ist von Mono Bravo. Einem kleinen Ort in der Provinz Esmeraldas. In einem der am stärksten bedrohten und sehr abgelegenen Regenwaldökosysteme der Erde. Und hier wächst er, der edle Arriba Nacional Kakao. Im letzten Nebelwald Ecuadors, dem Mache Chindul Naturreservat. Und mittendrin befindet sich der kleine Ort mit dem schönen Namen Mono Bravo. Übersetzt heißt das „wilder Affe“.

Edelkakao entzieht sich dem Hybrid-Boom

Arriba Nacional ist eine der wenigen Edelkakaosorten in Ecuador, die nicht dem Hybrid- Boom zum Opfer gefallen sind, sondern als reine, alte Landrasse erhalten blieben. Wenn Jan Schubert über das Projekt „Mono Bravo“ erzählt, merkt man, wie sehr es ihm am Herzen liegt. Momentan besonders. Denn pandemiebedingt ist es das einzige Projekt, das er gerade besuchen kann. Er verbringt dort eine Woche im Monat. „Der Bezug zum Projekt ist einfach so stark, weil es so persönlich und überschaubar ist“, sagt er. Los ging alles 2012, als Amy Rogers, eine Mitarbeiterin des bekannten Pinchot Institute for Conservation es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Mache Chindul Bioreservat und die letzten Wälder, die in der Hand der einheimischen Bauern waren, zu schützen.

Die Bauern bekommen einen guten Preis

Mono Bravo liegt zwar mitten im Naturreservat, doch auf den ersten Blick wirkt es nicht so. Denn darin befinden sich zum Beispiel riesige Weideflächen für Rinder und Palmenplantagen. Es wird extrem viel abgeholzt. Nun hat die NGO den Grundstein dafür gelegt, dass die einheimischen Bauern begreifen, wie wichtig es ist, den Wald für ihre Kinder zu erhalten. Zudem wurde bereits alles kartografiert. „Darauf konnten wir super auauen. Wir haben Verträge mit den Bauern gemacht. Wir kaufen den Kakao zu einem guten Preis und sie unterschreiben quasi im Voraus, dass sie den Wald für die nächsten zehn Jahre schützen“, erzählt Jan Schubert. Mittlerweile wurden die Verträge sogar schon verlängert. Von Original Beans beauftragte Parkranger überprüfen dies, laufen die Waldflächen ab und schauen, ob Müll oder Spuren von Eindringlingen zu finden sind.

Der Balsabaum als Rettung

In den letzten Jahren sei etwas ganz Tolles passiert, sagt Jan Schubert. Etwas, das den Druck auf den Wald noch viel mehr mindert als die Verträge. An die, so sagt er, halten sich die Bauern zwar, aber die Menschen sind alle geborene Holzfäller und genau in dieser Tradition aufgewachsen. „Es ist vergleichbar mit einem altmodischen Männerstammtisch in Deutschland, der nur über Autos redet. Hier geht es um abenteuerliche Geschichten rund ums Holzfällen, die ich jedes Mal höre. Welche Säge gut ist, wie lange es gebraucht hat, um einen bestimmten Baum zu fällen und so weiter. Diesen Menschen kann ich nicht verbieten, Bäume abzuholzen. Das geht einfach nicht“, sagt er. Und hier kommt der Balsabaum ins Spiel. Balsaholz ist das leichteste Holz der Welt. Es wird unter anderem für den Modellbau, aber auch für die Flügel von Windrädern eingesetzt. Ecuador ist das einzige Land, das dieses Holz professionell anbaut, das gerade gefragt ist wie nie.

CO2 wird lange weggespeichert

„Das geht seit fünf Jahren so. Es wächst wie Unkraut und ist in 3 Jahren schlagreif. Das dürfen die Bauern dann häufig und oft fällen“, sagt Jan Schubert. Das heißt, es werden zum einen mehr Bäume angepflanzt als gefällt werden und die Bäume in den Primärwäldern bleiben stehen. Original Beans hat die Balsabäume in die Kakaowälder integriert. Das Holz hat keinen geschmacklichen Einfluss und schadet dem Kakaobaum nicht einmal, wenn es umfällt, weil es so leicht ist. Die Preise schießen in die Höhe. Die Bauern haben durch den Balsabaum-Anbau, den Original Beans durch Baumschulen fördert, mittlerweile ein höheres Jahreseinkommen als durch den Kakao. Sogar klimatechnisch ist alles perfekt. Denn Balsaholz wird lange Zeit in Windrädern genutzt und so ist das CO2, das der Baum aufnimmt, ganz lange weggespeichert.

Arriba Nacional aus abgelegenen Orten

Doch zurück zum Kakao. Reiner Arriba Nacional Kakao wie in Mono Bravo ist heutzutage kaum noch zu finden. Hier müssen die Kakaoexperten schon in solche abgelegenen Gegenden wie Mono Bravo reisen. „Da fährt man schon ein paar Stunden den Fluss rauf. Anders kommen wir da gar nicht hin“, sagt Jan Schubert. Für richtig guten Kakao ist ihm aber kein Weg zu weit. Und der persönliche Kontakt zu den Bauernfamilien ist es auch, der nachhaltige Kakaoprojekte so wertvoll macht. Denn mittlerweile werden 70% des aus Ecuador exportierten Kakaos aus der hybriden Sorte CCN-51 angebaut. Und noch einen Grund gibt es für die abgelegenen Orte. Denn ein großes Problem ist es inzwischen, überhaupt reinen Biokakao zu bekommen. Viele Kakaos sind zwar zunächst aufgrund der eigenen Behandlung biozertifiziert, aber es kommen äußere Einflüsse hinzu. Sie enthalten dadurch, dass zum Beispiel große Plantagen in der Nähe sind, über die Flugzeuge Chemikalien spritzen oder auch Gemeinden Wege freispritzen, Spuren von Chemikalien oder Pestiziden. Bei Laboranalysen, die meist schon vor dem Export gemacht werden, werden so in Ecuador immer öfter Spuren von Pestiziden gefunden. Damit verliert der Kakao seine Bio-Zertifizierung.

Zwei indigene Dörfer sollen noch hinzukommen

„Deshalb gehen wir an abgelegene Orte. Nicht nur wegen der Story, sondern auch wegen der hohen Sicherheit, dass der Kakao auch biologisch bleibt“, so Jan Schubert. Übrigens ist gerade der biologische Anbau von Kakao in Kakaowäldern, also Mischkulturen mit nativen Baumarten, besonders nachhaltig und damit eine der wenigen landwirtschaftlichen Tätigkeiten, die im Naturreservat möglich sind. Zudem führen die Mehreinnahmen aus dem Kakaoanbau zum aktiven Schutz der Wälder durch die Gemeinden. Geplant ist nun aufgrund der hohen Nachfrage nach biologisch angebautem Edelkakao, zwei indigene Dörfer, die ein bisschen weiter nördlich liegen, zur Genossenschaft Mono Bravo hinzuzufügen. Dort wachsen besonders reine Sorten.

Kräftiger Kakao mit feiner Haselnussnote

Und wie schmeckt er nun, der Arriba Nacional aus Mono Bravo? Der Arriba Nacional selbst ist einer von wenigen Kakao-Clustern, der eine breite Palette von Aromen in sich trägt. Der aus Mono Bravo stammende hat kräftige Kakaonoten und schmeckt mild nach Haselnuss. Führende Kakaogenetiker glauben, dass der Arriba Nacional ursprünglich aus Peru stammt und auf einen Urkakao in der Region Cusco zurückgeht. Erst viel später wurde er an die Küstengebiete Ecuadors gebracht.

Tierschutz läuft ganz nebenbei

Ganz nebenbei schützt der nachhaltige Umgang mit dem Kakao im Reservat auch die Tiere und Pflanzen in dem 120.000 Hektar großen Reservat. Über 300 Vogelarten und 24 verschiedene Säugetiere leben dort. Fünf von ihnen stehen auf der internationalen Liste der bedrohten Arten. Der Jaguar, der Jaguarundi, der Oncilla, der Riesenameisenbär und der Mantelbrüllaffe. Auch der seltene Imbabura Baumfrosch und der Mache Glasfrosch wurden dort schon gesichtet.

Und weil wir von Pott au Chocolat nicht nur von dem edlen Geschmack des feinen Kakaos begeistert sind, sondern uns auch die Nachhaltigkeit und der persönlich-wertschätzende Umgang mit Menschen, Tieren und Pflanzen begeistert, verarbeiten wir diesen seit einiger Zeit in unserer edlen Mono Bravo Milchschokolade mit einem Kakaoanteil von 39%.

Fotos von Original Beans